Ein Heiliges Grab in der Zips
Wenn einer eine Reise tut … da gibt es was zu sehen. Wenn man dann noch das Glück hat wie ich, unsere Schatzmeisterin Karin Schiessler zur Seite zu haben, sieht man noch viel mehr. Durch ihre Aufmerksamkeit fanden wir ein „Heiliges Grab“ in einem kleinen Ort in der Zips.
Aber wo liegt die Zips? Wir finden sie im östlichen Teil der Slowakei. Die Burg Zips erhebt sich als imposante Ruine aus der Ebene.
Die Zips / Spiš wurde im 12. Jahrh. durch deutschsprachige Kolonisten, den sogenann-ten Zipser Sachsen, die von den ungarischen Königen ins Land geholt wurden, besiedelt.
Die Hauptstadt ist Leutschau/ Levoča, bekannt u.a. durch den höchsten gotischen Altar der Welt (18,60 m), geschaffen von Meister Paul um 1508. Durch Bergbau, Weinhandel und Handwerk wurden die Zipser reich und unabhängig. Das „Zipser Kapitel/ Spišská Kapitula“, ein kleines, in sich geschlossenes Kirchenstädtchen ist eins der vielen Zeugen. Die Städte Leutschau und Kesmark/ Kežmarok sind herrliche Beispiele mit erhaltenen Strukturen, Bürgerhäusern, Adelspalais und Kirchen.
Eine dieser Kirchen steht in einem kleinen Ort Georgenberg/ Spišská Sobota.
Wie der Name vermuten lässt, ist der Heilige Georg der Schutzpatron und ihm ist auch der prachtvolle Hauptaltar gewidmet. Kein Geringerer als Meister Paul hat dieses spätgotische Werk geschaffen.
Eine barocke Kanzel, Nebenaltäre sowie bildhauerische und bemalte Verzierungen vervollständigen den Eindruck dieser Kirche.
Meister Paul lebte nachgewiesen von 1500 bis 1537 in Leutschau, man kennt weder seinen Nachnamen, genaue Lebensdaten noch seine Herkunft. Neben seiner Holzschnitzerwerkstatt betrieb er sehr erfolgreich Weinhandel und ein Fuhrunternehmen.
Im nordwestlichen Anbau ist die St. Joseph-Kapelle, in dem sich seit ca. 1789 das Heilige Grab in Form einer reichen zentralperspektivischen Bühnenarchitektur befindet. Das Zentrum bildet eine zweiteilige auf Holz gemalte Szene: unten liegt Christus im Grab, oben tragen 2 Gestalten aus dem AT eine große Weintraube auf einer Stange aus dem gelobten Land, dahinter die Inschrift: Ich bin der wahre Weinstock (Joh. 15,1). Über allem liegt ein übernatürliches Licht, gerahmt von Engelsköpfen auf Wolken. Auf diese Szenen hin führt kulissenartig eine reich gemalte Scheinarchitektur: an den je 6, das Scheingewölbe tragenden Paneelen befinden sich Engelsfiguren, die die Leidenswerkzeuge Christi bzw. das Schweißtuch der Veronika tragen.
Maler ist Josef Lerch (1751 – 1828). Nicht auf dem Foto zu sehen ist die zweiflügelige Eingangstür, auf deren Innenseite Soldaten = Grabwächter gemalt sind, auf der Außenseite eine Szene „Noli me tangere“.
Wie in vielen Kirchen auf dieser Reise durfte leider nicht fotografiert werden, die vorliegenden Bilder verdanken wir einem mutigen Mitreisenden.
Die Zips sowie die weiter östlich liegenden Städte wie Kaschau/ Košice (europ. Kulturhauptstadt 2013) Bartfeld/Bardejov u.v.m. sind wahre Schatzkammern, die weitgehend unbekannt und touristisch
(noch) nicht sehr gut erschlossen sind. Gerade deshalb hatte diese Reise einen ganz besonderen Reiz, nicht zuletzt durch die Entdeckung des Heiligen Grabes.
RvO/KS